Von dem Wunsch Schule zu verändern – Ein Rückblick

Diplom-Pädagogin Ingrid Böhm und Dr. Jens Schneider sind die Gründer*innen des Instituts für Produktives Lernen in Europa e.V. (IPLE). In einem Interview gab Ingrid Böhm einen persönlichen Einblick in die Geschichte des Instituts. Sie erzählte vom Zeitgeist der Bildungspolitik der 80er Jahre, den Freuden und Hürden der Institutsgründung und warum das Produktive Lernen seit jeher einen bedeutsamen Beitrag für die Kompetenzentwicklung von jungen Menschen leistet.

Produktives Lernen bietet nachweislich eine wirksame Bildungsalternative zum traditionellen Lernen und ist für Jugendliche geeignet, die andere Lernformen für ihre individuelle Kompetenzentwicklung benötigen – die eben anders lernen wollen.“

Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024

Über die Entstehung und Entwicklung des IPLE

Ausgehend von den Erfolgen der Stadt als Schule in Berlin, die einen innovativen Bildungsansatz einführte, waren die Gründer*innen des Produktiven Lernens und das Team um Ingrid Böhm und Prof. Jens Schneider, bestrebt das Angebot dieses Konzepts geografisch auszuweiten. Indem sie das konventionelle Schulumfeld mit seinen stagnierenden Lerntheorien und dem „One-Size-Fits-All“-Ansatz in Frage stellten, hofften sie, dem beunruhigenden Trend zu abschlussgefährdeten Schüler*innen und einer Abbrecherquote von fast 10 % auf breiterer Basis zu begegnen. Zu diesem Zweck gründeten sie 1991 das Institut für Produktives Lernen (IPLE) als An-Institut an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Lernende, die eine dynamischere und erfahrungsorientiertere Lernerfahrung suchten, hatten endlich eine Option, die ihre selbst bestimmten Lerninhalten und ihren praktischen Erfahrungen mit einer Zukunftsperspektive verbanden.

Das Team von Ingrid Böhm und Jens Schneider, das für die Entwicklung dieses umfassenden Programms zusammengestellt wurde, hatte einen reichen und vielfältigen Hintergrund. Jeder von ihnen hat aus erster Hand erfahren, dass viele Schüler etwas brauchen, das sie mehr anspricht und individueller ist als das, was ihnen angeboten wird, und alle waren bestrebt, neue Methoden zu entwickeln, um auf diese individuellen Bedürfnisse einzugehen und einen anderen Weg zu finden, das Lernen dieser jungen Menschen zu fördern. Gemeinsam setzt sich das Team des IPLE also seit jeher für die Weitentwicklung des Produktiven Lernens ein und trägt mit seiner Leidenschaft für das Thema zu einem höchst persönlichen Fortbildungsethos bei.

Der Bildungsansatz des Produktiven Lernens hat in drei Jahrzehnten mit zahlreichen Bildungsprojekten in über 15 Ländern großen Erfolg gehabt. Sein bewährtes Konzept ist in Deutschland als regelhafter Bildungsgang mit einem anerkannten Schulabschluss in das Schulsystem übernommen worden. In den kommenden Jahren wird auch laut Ingrid Böhm Produktives Lernen weiterhin führend sein, indem es sein Angebot einer selbst bestimmten, individualisierten und zielorientierten Art des Lernens auf ein breiteres Spektrum von Schüler*innen ausdehnt, die einen anderen Weg suchen, ihre Bildungs- und Berufsziele zu erreichen.

Gleichzeitig mit der Gründung des IPLE riefen Ingrid Böhm und Jens Schneider 1991 das International Network of Productive Learning Projects and Schools (INEPS) ins Leben, das inzwischen Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen Produktiven Lernens in 15 europäischen Ländern und in den USA umfasst und einen europaweiten fachlichen Austausch ermöglicht.

Basierend auf diesen bestärkenden Erfahrungen hat sich das IPLE zu einem internationalen Fortbildungsinstitut weiterentwickelt und beschäftigt sich heute mit der wissenschaftlichen Begleitung von mehrjährigen Entwicklungsprojekten zum Produktiven Lernen sowie der Qualitätssicherung des Produktiven Lernens, der Schulentwicklung im Allgemeinen, der Unterstützung von Schulen und pädagogischem Personal durch Fortbildung und Supervision, Beratung und Prozessbegleitung sowie durch Vorbereitung und von Durchführung von schulinternen Veranstaltungen wie z. B. Studientagen sowie der Durchführung von Projekt- und Programmevaluationen.

Jugendliche aus dem Produktiven Lernen bringen wertvolle Praxiserfahrungen mit, die auf dem Arbeitsmarkt dringend gesucht werden. Ich wünsche mir für das Produktive Lernen eine stärkere Vernetzung mit Unternehmen, die unter dem Mangel an qualifiziertem Fachkräftenachwuchs leiden.“

Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024

Ein Rückblick in Bildern

„Ich bin davon überzeugt, wir waren auch deshalb erfolgreich, weil wir dieses tolle Team hatten. Alle brachten unterschiedliche Fähigkeiten in die Entwicklungsarbeit ein.“

Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024

Interview mit Ingrid Böhm & Nachruf auf Jens Schneider

Möchten Sie noch mehr über die Tätigkeiten des IPLE erfahren?

Quellennachweis: Die Fotos stammen aus dem Fotoarchiv des IPLE. Das Interview mit Ingrid Böhm, aus denen die ausgewählten Zitate stammen, führte Djamila Sünnetcioglu im Herbst 2023. Die weiteren Texte auf dieser Seite sind in Zusammenarbeit mit John Nappier entstanden, der weitere Gespräche mit Heike Borkenhagen, Holger Mirow und Daniel Guzmán zur Gründungsgeschichte des IPLE geführt hat. Vielen Dank!