Der Wunsch, Schule zu verändern – ein Rückblick auf die geschichtlichen Wurzeln unseres Instituts
Vom kritischen Geist der 1970er Jahre über pädagogische Reformprojekte hin zur Etablierung des Produktiven Lernens ab den 1990ern – auf dieser Seite möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die Geschichte unseres Instituts geben. Neben einigen historischen Eckdaten und Bildern finden Sie hier auch persönliche Erinnerungen unserer Institutsgründerin Diplom-Pädagogin Ingrid Böhm und einen Nachruf auf den Mitgründer Prof. Dr. Jens Schneider.
„Produktives Lernen bietet nachweislich eine wirksame Bildungsalternative zum traditionellen Lernen und ist für Jugendliche geeignet, die andere Lernformen für ihre individuelle Kompetenzentwicklung benötigen – die eben anders lernen wollen.“
Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024
Die Geschichte des Instituts für Produktives Lernen in Europa (IPLE)
1977 lernen sich Ingrid Böhm und Jens Schneider an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule kennen. Ingrid Böhm studiert dort Sozialpädagogik, Jens Schneider arbeitet als Professor für Schulpädagogik. Beide eint die Kritik am Schulsystem. Sie beginnen zusammenzuarbeiten und machen sich auf die Suche nach alternativen Schulkonzepten.
1983 besuchen Ingrid Böhm und Jens Schneider zum ersten Mal die New Yorker City-as-School. Jugendliche lernen dort hauptsächlich durch praktische Tätigkeit in Betrieben, kulturellen Einrichtungen und anderen Organisationen in der ganzen Stadt. Ingrid Böhm und Jens Schneider sind begeistert von diesem pädagogischen Ansatz. Kurze Zeit später beschließen sie, gemeinsam mit Gleichgesinnten, in Berlin eine Schule nach dem Vorbild der City-as-School zu gründen und starten eine Initiativgruppe.
Zu Beginn des Schuljahres 1987/88 öffnet die Stadt-als-Schule Berlin ihre Türen für zunächst 45 Schüler*innen, die an drei Tagen pro Woche an Praxislernorten und an zwei Tagen gemeinsam in der Schule lernen. Ähnlich ist das Produktive Lernen heute noch organisiert. Finanziert wird die Stadt-als-Schule Berlin als vierjähriger Modellversuch durch das Land Berlin.
1991 gründen Ingrid Böhm und Jens Schneider das Institut für Produktives Lernen in Europa, um die Erfahrungen der Stadt-als-Schule Berlin wissenschaftlich zu fundieren und das Konzept des Produktiven Lernens weiterzuentwickeln. Im gleichen Jahr gründen sie gemeinsam mit internationalen Partnerschulen und -projekten das International Network of Productive Learning Projects and Schools (INEPS).
Ab dem Schuljahr 1991/92 wird die Stadt-als-Schule Berlin und damit das Produktive Lernen als anerkannter Bildungsgang in das öffentliche Schulsystem Berlins integriert. Zu diesem Zeitpunkt ist die Stadt-als-Schule Berlin noch die einzige Schule, die ausschließlich Produktives Lernen anbietet. Zeitgleich wird das Produktive Lernen an 10 Berliner Schulen für die 9. und 10. Klasse eingeführt. Die Weiterbildung der beteiligten Lehrer*innen findet am Institut für Produktives Lernen in Europa statt.
Zwischen 2002 und 2021 wird das Produktive Lernen im Rahmen von Modellprojekten in weiteren Bundesländern eingeführt: Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein. Das Institut für Produktives Lernen in Europa qualifiziert die beteiligten Lehrer*innen durch ein Weiterbildungsstudium und Fortbildungen und berät die Projektstandorte.
Seit 2009 setzt das Institut für Produktives Lernen in Europa weitere Bildungsangebote um, die Prinzipien und Methoden des Produktiven Lernens verwenden und weiterentwickeln. So zum Beispiel der wöchentliche Projektlerntag Handeln, Erkunden, Entdecken (HEE) für Schüler*innen des 7. Schuljahres in Mecklenburg-Vorpommern.
Im Berliner Projekt Praxiserprobung und fachliche Basisqualifikation für geflüchtete junge Menschen werden ab 2018 Methoden des Produktiven Lernens genutzt, um geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Willkommensklassen einen erfolgreichen Weg in Bildung und Arbeit zu eröffnen. Das Institut für Produktives Lernen in Europa qualifiziert und berät die beteiligten Pädagog*innen und Bildungsbegleiter*innen.
Eine ausführliche Darstellung unserer Aktivitäten und Projekte finden Sie hier:
„Jugendliche aus dem Produktiven Lernen bringen wertvolle Praxiserfahrungen mit, die auf dem Arbeitsmarkt dringend gesucht werden. Ich wünsche mir für das Produktive Lernen eine stärkere Vernetzung mit Unternehmen, die unter dem Mangel an qualifiziertem Fachkräftenachwuchs leiden.“
Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024
Ein Rückblick in Bildern
„Ich bin davon überzeugt, wir waren auch deshalb erfolgreich, weil wir dieses tolle Team hatten. Alle brachten unterschiedliche Fähigkeiten in die Entwicklungsarbeit ein.“
Auszug aus dem Interview mit Ingrid Böhm, 2024
Interview mit Ingrid Böhm & Nachruf auf Jens Schneider
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